Kooperation Rotes Kreuz und Wilger in Borken: Stille Stunde im Supermarkt – nicht nur für Menschen mit Autismus
Die Autismusambulanz des Roten Kreuzes im Kreis Borken mit derzeit rund 180 Klient:innen bietet Menschen mit der Diagnose Autismus eine ganzheitliche, heilpädagogische und individuelle Förderung an . Dabei steht auch die soziale Teilhabe am Leben in der Gesellschaft im Vordergrund. Mit der Aktion „Stille Stunde“ möchte das Rote Kreuz das Thema Autismus daher allen Menschen näherbringen, verdeutlichen und erklären. Und sie ist damit bei Bernd Wilger, Inhaber von zwei EDEKA-Supermärkten in Borken, auf offene Ohren gestoßen. „Wir möchten das Thema beim Einkaufen in den Mittelpunkt stellen“, sagt Patricia Rotterdam, Teamleiterin der DRK-Autismusambulanz: Ab Donnerstag, 4. Mai, wird es bei Wilger in Borken von 14 bis 15 Uhr eine sogenannte Stille Stunde geben.
Der normale Geräuschpegel in den Supermärkten an der Otto-Hahn- und Boumannstraße wird in dieser Zeit deutlich heruntergefahren. Zum Beispiel mit diesen Maßnahmen, wie das Rote Kreuz und Wilger bei einem Pressetermin informierten:
- keine Hintergrundmusik und Werbedurchsagen,
- keine Warenum- und -einräumungen,
- kein Kaffeerösten,
- viele geöffnete Kassen (dadurch Reduzierung von Warteschlangen),
- Handy auf Flugmodus für alle,
- Piepen an den Kassen auf ein Minimum abstellen,
- Licht dämmen.
Generationsfreundliches Einkaufen
Die sonst häufig übliche Berieselung durch ein Supermarktradio gebe es eh schon länger nicht mehr, betont Bernd Wilger: „Das alles zusammengenommen ist ein weiterer Schritt zum generationsfreundlichen Einkaufen, das wir und der Verband anstreben“, unterstreicht der Kaufmann: „Wir sind froh, dass Organisationen wie das Rote Kreuz oder andere Vereine von außen auf uns zukommen, um solche Aktionen anzuregen.“
„Die Stille Stunde ist Förderung inklusiven Einkaufens“
„Die Stille Stunde ist Förderung inklusiven Einkaufens, wirklich gelebte Inklusion“, unterstreicht Marc Ernek, Bereichsleitung Jugend- und Eingliederungshilfe beim Roten Kreuz im Kreis Borken. Er zeigt sich erfreut, dass ab jetzt ein ruhigeres Einkaufen in Borken möglich sein wird.
Bei einer Vorabankündigung zeigten sich Menschen mit Autismus bereits begeistert, wie Patricia Rotterdam sagt: „Die Resonanz darauf war sofort groß und sehr positiv, vor allem auch bei Eltern.“
Menschen mit Autismus können die Reize von außen schlecht filtern
Sie erklärt, warum: „Menschen mit Autismus können die Reize, also Sinneswahrnehmungen von außen, schlecht filtern und sind ihnen vollkommen ausgesetzt, sodass es zu Stress und Überforderungen kommen kann. Dann nennt man in der Fachsprache overloads. Helle Lichter, laute Musik, drängende Menschenmassen, lange Schlangen an den Kassen sind pure Stressfaktoren.“
In der Stillen Stunde zum Einkaufen gibt es laut Rotem Kreuz nun neu in Borken die Möglichkeit zum barrierefreien Einkaufen mit reduzierter Reizumgebung – nicht nur für Autisten, sondern auch für Personen, die schnell reizüberflutet sind.